München/Düsseldorf - Der Markt für gedruckte Medien ist trotz aller Abgesänge noch lange nicht tot. Das geht aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger http://www.rolandberger.com hervor. Printmedien könnten trotz der digitalen Konkurrenz wachsen, wenn sie verschiedene Erfolgsfaktoren beherzigen: „Auch wenn der multimediale Wettbewerb mit TV und Internet immer härter wird, haben Printmedien einzigartige Stärken", so Roland Berger-Berater Alexander Mogg. Die Verlage müssten aber jetzt strategisch die Weichen für die nächsten fünf bis zehn Jahre stellen.
„Im attraktiven Segment der Premium-Leser, aber auch in anderen Nischen sehen wir Wachstumspotenziale. Entscheidend für den Erfolg ist die Fähigkeit, Nischen zu besetzen, innovativ zu bleiben und die eigene Marke zu stärken“, glaubt Mogg. Premiumkunden seien eher bereit, für
hochwertige Angebote Geld zu bezahlen. Aber auch inhaltlich biete eine gedruckte Zeitung Vorteile: Eine bewusste Entschleunigung des Tagesablaufs sowie mehr Raum für Agenda-Setting, Einordnung und Meinung. Im Redaktionsalltag empfiehlt Roland Berger, Synergien für beide Formen zu schaffen, indem derselbe Inhalt für Print- und Onlineausgabe genutzt wird.
Dass Offline- und Onlinewelten sich gegenseitig befruchten können, belegt die interaktive 3-D-Welt Second Life. Der Verleger und Druckereibesitzer Stefan Wirtz nutzt seit Anfang 2007 die virtuelle Parallelwelt für die geschäftlichen Ziele seines Conte-Verlages http://www.conte-verlag.de und seiner Firma Prisma-Druck http://www.prisma-druck.de. Zwei Monate erkundete Wirtz die künstliche Umgebung und stieß schließlich auf Book Island. Es wird vom britischen Verlag Vision betrieben und bietet anderen Verlegern Geschäftsräume an. „Bereits beim ersten Besuch traf ich die Inselbesitzerin. Nach einem längeren Gespräch stand für mich fest, hier meinen Verlag zu präsentieren“, bekundet Wirtz.
Book Island ist für ihn auch deshalb der richtige Ort, weil dort zweimal im Jahr eine Buchmesse mit Lesungen, Diskussionen und Live-Musik veranstaltet wird. Kosten fallen dabei so gut wie keine an, denn den Auftritt seines Conte-Verlages gestaltet der Chef persönlich. „Ich habe bisher gerade einmal 150 Euro in Second Life investiert“, erklärt Wirtz. Ein lohnendes Investment für seine beiden Betriebe: „Es sind viele Kontakte zu Verlegern entstanden, aus denen sich auch Rechte-Deals ergeben haben“. Und sogar Aufträge für seine mit vier Quickmaster-Maschinen auf Kleinauflagen spezialisierte Druckerei konnte Wirtz akquirieren. Die Meckenheimer Druckerei DCM http://www.druckcenter.de setzt im Internet auf visuelle Formate, um die Vielfalt von Werbemitteln aufzuzeigen. „Für jede Anwendungsmöglichkeit produziere ich mittlerweile einen kleinen Film, der auf unserer Website abgerufen werden kann. Mit dieser Methode haben sich zum Beispiel unser Reporterblock und das Kartenlegespiel zum Verkaufsrenner entwickelt“, so DCM-Geschäftsführer Norbert Schnichels.
Nicht nur Verlage sind nach Erkenntnissen von Branchenexperten gefordert, neue Konzepte für Printprodukte zu finden. Auch die Druckereien müssten aktiver werden. So hat Heidelberger Druck zur Fachmesse drupa http://www.drupa.de, die vom 29. Mai bis 11. Juni in Düsseldorf stattfindet, ein spezielles Programm für die Ansprache der so genannten Print Buyer entwickelt. „Kunden können sich über die umfangreichen Möglichkeiten der Druckproduktion und Druckveredelung informieren. Drucksacheneinkäufer können sich von der Vielfalt und Effizienz, die das Medium Print bietet, überzeugen. Hierfür bieten wir spezielle HEI Light Touren an, die vor der Messe im Internet oder an unserem Stand gebucht werden können“, erläutert Adriana Nuneva, Leiterin Globales Marketing der Heidelberger Druckmaschinen AG http://www.heidelberg.com.
Ziel sei es, Marketingentscheidern, Kreativen, Einkäufern und Produktionern den effektiven Einsatz von Printmedien im Marketingmix zu vermitteln. Auch die optimale Zusammenarbeit mit dem Drucker werde behandelt. „Wir zeigen unsere Innovationen und deren Nutzen für die Marken- und Unternehmenskommunikation, verzichten aber bewusst auf zu viele drucktechnische Details. Stattdessen legen wir verstärkt den Fokus auf Themen, die die Auftraggeber von Drucksachen interessieren: Wir zeigen neue Umsetzungsmöglichkeiten und Impulse für Print-Produkte und sprechen über die wichtige Rolle von Print im Marketing-Mix“, so der Ausblick von Nuneva. „Der Medienmarkt bleibt dynamisch", resümiert Unternehmensberater Mogg. „Wenn die Verlage bereit sind, zu reformieren und mit neuen Angeboten zu experimentieren, werden sie ihre Position in diesem Markt behaupten können oder sogar ausbauen."
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