Studie: Noch ein weiter Weg bis zu Production Intelligence
(Serrig, 01.04.2008) Production Intelligence lautet die strategische Zielrichtung der Fertigungsbetriebe für ihre Produktionsverhältnisse. Sie verbinden nach einer Erhebung des Softwarehauses FELTEN GmbH mehrheitlich Lösungen und Methoden, die sehr effiziente und flexible Herstellungsprozesse bewirken. Allerdings sind die befragten Mittelstands- und Großunternehmen nach eigener Einschätzung von intelligenten Produktionsbedingungen vielfach noch ein ganzes Stück entfernt.
Laut der Studie beschreibt die Bezeichnung Production Intelligence für mehr als die Hälfte der fast 300 Business-, Produktions- und IT-Manager „sehr präzise“ den Charakter von Fertigungsprozessen, den sie im Visier haben. Für weitere 29 Prozent verkörpert dieser Begriff zumindest tendenziell die Ausrichtung ihrer Ziele. Auf dem Weg dorthin spielen nach Meinung der Befragten vor allem MES-Software (Manufacturing Execution Systeme) und Lösungen für die Betriebs- und Maschinendatenerfassung (BDE/MDE) eine entscheidende Rolle. Ihnen wird von deutlich mehr als der Hälfte der Unternehmen eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Aber auch die PPS- und Lagerverwaltungssysteme haben in den Augen der befragten Unternehmen eine wichtige Funktion bei der Entwicklung intelligenter Fertigungsstrukturen.
„Production Intelligence beschreibt den Maßstab für eine anspruchsvolle Qualität in den Herstellungsprozessen“, urteilt Werner Felten, Geschäftsführer des Anbieters von Applikationen für die Produktionssteuerung. Diese Bezeichnung sei ein Pendant zu Business Intelligence-Lösungen, über die das betriebswirtschaftliche Management der Geschäftsverhältnisse vorgenommen werde. In beiden Fällen stehe eine präzise Analyse und die intelligente Nutzung der aufbereiteten Informationen im Mittelpunkt, erläutert er. „Insofern sind die begrifflichen Ähnlichkeiten nicht zufällig, sondern im Falle der Fertigungsbranchen ergänzen sie sich.“
Felten weist allerdings darauf hin, dass es lediglich in der Frage der Zielrichtung eine große Übereinstimmung gebe. „Die Erfahrungen in der Praxis zeigen noch sehr große Diskrepanzen, was die Auffassungen zu den technischen Realisierungskonzepten betrifft“, wertet er. Dies spiegelt sich auch in der Erhebung wider, deren Ergebnissen zufolge zwei von fünf der Befragten den ERP-Systemen eine wichtige Funktion in Sachen Production Intelligence beimessen. „ERP-Systeme sind für die längerfristigen Planungen konzipiert und stellen für kurzfristige Entscheidungen kein ausreichend taugliches Instrument dar“, widerspricht der FELTEN-Geschäftsführer dieser Einschätzung. „Für die Feinplanung der Produktion bedarf es vielmehr der Unterstützung durch MES-Lösungen.“
Das sie vielfach noch nicht im Einsatz sind, erklärt in seinen Augen auch, warum viele Unternehmen bei Betrachtung ihrer Verhältnisse in der Fertigung noch nicht von Production Intelligence sprechen würden. So sehen sich zwei Drittel der Firmen mehr als 20 Prozent von einem solchen Status entfernt, für ein Viertel ist diese Zielsetzung sogar in noch weiterer Ferne. Lediglich acht Prozent urteilen, dass sie die Effizienz- und Flexibilitätspotenziale über eine intelligente Steuerung ihrer Fertigungsprozesse bereits weitgehend ausgeschöpft haben. Für Werner Felten sind diese Ergebnisse jedoch nicht verwunderlich. „Hinter Production Intelligence verbirgt sich eine sehr anspruchsvolle Ausrichtung, bei der die Messlatte in Bezug auf Prozessqualität und Wirtschaftlichkeit sehr hoch liegt“, erläutert er. Zudem seien hierfür erst in der jüngeren Vergangenheit die erforderlichen Lösungen im Markt etabliert worden.