Fertigungsunternehmen schöpfen ihre Leistungsreserven zu wenig aus
(Serrig, 19.05.2009) In den Produktionsprozessen der deutschen Fertigungsunternehmen befinden sich hohe Leistungsreserven und gegenüber dem Vorjahr wurden lediglich geringfügige Verbesserungen erzielt. So weist eine Vergleichsstudie der FELTEN Group unter fast 400 Firmen aus, dass derzeit in drei von fünf Betrieben weniger als 85 Prozent der Leistungspotenziale ausgeschöpft werden. Lediglich 17 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Produktionsprozesse als nur noch geringfügig optimierbar.
Als Ursachen für die ungenutzten Leistungsreserven geben die Firmen insbesondere eine unzureichende Integration der Fertigungs- und Geschäftsprozesse an. Über zwei Drittel der Betriebe stellen dies als ein zentrales Problem fest. Zudem fehlt es bei ähnlich vielen an einer wünschenswerten Durchlaufgeschwindigkeit in den Produktionsabläufen und weist das Ressourcenmanagement Schwächen auf. Auch die Flexibilität der Fertigungssteuerung entspricht bei zwei Dritteln der Unternehmen nicht den Praxisanforderungen. Sie wird gegenüber 2008 von 6 Prozent mehr Firmen (65 Prozent) problematisiert, auch bei der Quote der Produktionsfehler) ist die Zahl der unzufriedenen Firmen um 4 Prozent auf 62 Prozent gestiegen. Dagegen hat sich die Integration in die nachgelagerten Prozesse etwas verbessert (43 Prozent).
Eine weitere Schwäche besteht nach der FELTEN-Erhebung in jedem zweiten Fall in der unzureichenden Kostentransparenz bei den Fertigungsprozessen. Dagegen schneidet die Termingenauigkeit vergleichsweise gut ab. Sie stellt gegenwärtig nur bei 37 Prozent der Fertigungsunternehmen ein nennenswertes Problem dar. Hier hat sich gegenüber dem Vorjahr (43 Prozent) eine vergleichsweise deutliche Verbesserung ergeben. Als Konsequenz dieser Verhältnisse steht die Optimierung der Fertigungsprozesse für drei Viertel der Firmen ganz oben auf der Agenda. 43 Prozent messen ihr sogar eine „sehr hohe“ Priorität in den aktuellen unternehmerischen Planungen bei, weitere 29 Prozent weisen den Optimierungsmaßnahmen eine „hohe“ strategische Bedeutung zu. Nur jeder achte Produktionsbetrieb sieht derzeit keine Erfordernisse, sich diesem Thema mit großer Aufmerksamkeit zu widmen.
„Durch die aktuelle Konjunktursituation sind die Unternehmen noch stärker als bisher gezwungen, die Effizienz ihrer Produktionsprozesse kritisch auf den Prüfstand zu stellen“, urteilt Werner Felten, Geschäftsführer des Softwarehauses. Er glaubt jedoch nicht, dass bei den Optimierungsabsichten die klassischen MES-Systeme ausreichend helfen. „Sie sind letztlich zu statisch angelegt und dadurch nicht in der Lage, beispielsweise die heutigen Flexibilitätsanforderungen angemessen zu unterstützen“, begründet er. Vielmehr müsse die präzise Analyse und intelligente Nutzung der aufbereiteten Informationen in den Mittelpunkt gestellt werden, erläutert er. Die bisherigen kennzahlenbasierten Methoden hätten häufig nur einen Alibi-Charakter und würden deshalb für die Praxis nur einen geringen Nutzwert bieten. Ebenso müsste mit neuen Modellen, wie sie etwa der Ansatz von Production Intelligence biete, die Trennung von Produktions- und Geschäftsprozessen aufgelöst werden. „Das Optimierungsthema muss ganz neu gedacht werden und kann sich nicht nur auf den Einsatz von MES-Systemen reduzieren“, fordert Felten.